Was Naturfilmer
erleben...

Prof. Dr. Ernst Waldemar Bauer
Prof. Dr. Ernst Waldemar Bauer

1. Woran arbeiten Sie gerade? / Ihr letztes Projekt?
Als Nachfolgeprojekt für den Vogelbestimmungsfilm „Die Vogelwelt des Waldes“ sammle ich laufend weitere Vogelszenen. Als nächstes plane ich einen Film über Gartenvögel und über Vögel an Binnengewässern.
Eine Dokumentation über das Ramsargebiet Ammersee ist gerade fertig geworden (in Zusammenarbeit mit dem dortigen Ramsar-Gebietsbetreuer): Vorstellung des Gebietes und seiner Landschaften, Bedeutung für überwinternde Wasservögel (vor allem Tauchenten), Naturbeobachtungen im Sommer, Gefahren für die Lebensgemeinschaften, positive Ansätze zum Erhalt der Natur.


2. Ihr schönstes/ traurigstes/aufregendstes/gefährlichstes Erlebnis bei einer Filmproduktion?
Aufregend ist es in der Natur eigentlich immer, langweilig wird es nie. Trotzdem hatte ich mein spannendstes Erlebnis zu Hause: 6 Tage vor Abgabeschluss bei der Naturale 1999 stürzte mein Schneidecomputer komplett ab. Ich musste die Festplatte neu konfigurieren, der fast fertige Film „Mehrfamilienhaus zu vermieten“ war nicht mehr zu retten. So schwer mir die Entscheidung auch fiel - ich fing noch einmal ganz von vorne an - und wurde mit dem „Goldenen Auerhahn“ belohnt.

Tiererlebnisse:
1991: Ein Reh flüchtet vor Spaziergängern in meine Richtung. Ich filme gerade hinter einem Baum verborgen an einem Tümpel. Das Reh bleibt so nah neben mir stehen, dass es sich an mich lehnt und mich berührt, als es zu den Spaziergängern zurückschaut. Es hat mich nicht bemerkt und zieht kurz darauf ruhig weiter.
1992: Die Neugier von 4 Jungfüchsen führte sie auf ihren Erkundungen auch in mein Versteck. Sie nahmen meine Anwesenheit wie selbstverständlich hin und stibitzten mir mein mitgebrachtes Essen. Daraufhin brachte ich jedes mal kleine Stückchen Katzenfutter mit, die sie zuletzt sogar aus meiner Hand nahmen. Trotzdem blieben sie scheu und „Wildtiere“, vor anderen Besuchern flüchteten sie. Zusätzlich war für mich beglückend, dass die Fähe mich mehrmals in der Nähe des Baues sah und nicht panisch flüchtete oder sogar ihre Kinder in einen anderen Bau brachte. Vielleicht war sie selbst aus einem Wurf der 2 letzten Jahren und kannte mich noch aus ihren eigenen Kindertagen.


3. Wie sind Sie zum Naturfilm gekommen?
Natur-begeistert bin ich schon seit meiner Jugend, habe auch schon immer fotografiert. Zum Filmen kam ich erst durch unsere 2 Kinder (Familienfilme mit Super 8). Mit unserer 1. Video-Kamera (Video 8) gelangen mir 1990 einige Aufnahmen von einer Erdkröte im Garten. Dadurch angestachelt wagte ich mich an Aufregenderes: Ein befreundeter Jäger verriet mir einen Fuchsbau. Und da es gerade Anfang Mai war, legte ich mich gleich am nächsten Tag mit Kamera und Stativ auf die Lauer (ich hatte vorher noch nie einen Fuchs aus der Nähe gesehen). Nach etwa 1 Stunde kam eine Fähe mit einem dunkelgrauen, tapsigen Welpen aus dem Bau - unbeholfen stolperte er etwa 15 m vor mir und meiner laufenden Kamera herum. Ich konnte es kaum fassen! Dieses Erlebnis (so was nennt man wohl Anfängerglück) hat mich so begeistert und beglückt, dass mich die Leidenschaft für‘s Tierfilmen gepackt und nie mehr losgelassen hat.


4. Wie sehen Sie die Zukunft des Naturfilms?
Um die Zukunft des Naturfilms muss man sich wohl keine Sorgen machen. Das Thema Umwelt und Natur wird in den nächsten Jahren umso mehr in den Vordergrund rücken, als sich Berichte über die Folgen der Klimaveränderung und anderer durch den Menschen verursachten Naturkatastrophen häufen - und das immer öfter vor unserer eigenen Haustüre. Ich denke, dass in diesem Zusammenhang das Interesse an unserer Erde und damit auch der Bedarf an informativen Naturfilmen steigen wird. Sogar ich als Amateur erreiche mit meinen Filmen, dass die Zuschauer erstaunt und begeistert sind, was es alles zu beobachten und zu entdecken gibt, sie sind überrascht, wie viel Kostbares es auch bei uns in Deutschland noch zu schützen gibt.
Mein Wunsch ist, dass wir alle zusammen, vom einzelnen Naturliebhaber bis zu Staat und Gesellschaft, an einem Strang ziehen, um zu retten, was noch zu retten ist. Und dafür bietet der Naturfilm eine Riesenchance. Ich finde es kurzsichtig, dass man in Deutschland, anders als in England, dafür leider kaum Budgets bereitstellt. Wenn man bedenkt, wie viele Millionen für „naturgetreue“ Computeranimationen ausgeben werden, dann müssten auch Profi-Naturfilmer, die Monate- oder Jahrelang unterwegs sind, um großartige Naturaufnahmen einzufangen, für ihre Arbeit leistungsgerecht bezahlt werden.


Karlheinz Baumann
Kurt Beuret
Thoralf Grospitz
Jens Westphalen
Christian Roth
Jan Haft
Susanne Hoffmann
Andreas Kieling
Dr. Rudolf Lammers
Uwe Müller
Dr. Ernst Sasse
Klaus Scheurich
Annette Scheurich
Jürgen Stahf
Vera Stahf-Nurk
Malte Stoeck

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Susanne Hoffmann, Hobbyfilmerin aus Bayern erhielt gleich zweimal den Goldenen Auerhahn, und das hintereinander - bei den Amateur-Wettbewerben 1999 ( „Mehrfamilienhaus zu vermieten“) und 2000 („Hallo Natur !“).