Was Naturfilmer
erleben...

Prof. Dr. Ernst Waldemar Bauer
Prof. Dr. Ernst Waldemar Bauer

1. Woran arbeiten Sie gerade? / Ihr letztes Projekt?
Z.Zt. 2 Projekte für NDR:
a) Zwischen Haff und Meer’ - Landschaftsporträt Ostpreußens (Kamera)
b) Das Java-Nashorn, Suche nach einem Phantom’ (Kamera), Film über die vietnamesische Unterart des Java Nashorns, ein Tier, das schon mit selbstauslösenden Kameras fotografiert, aber noch nie gesehen, geschweige gefilmt wurde. Eine spannende Sache.

Letztes Projekt:
&Mac226;Uganda – Die blutige Perle Afrikas’ ZDF, Film über die Auswirkungen des Bürgerkrieges auf Land und Tierwelt und das Bestreben von drei Deutschen, aus der blutigen Perle wieder die Perle Afrikas zu machen. Endfertigung in 2 – 3 Wochen.


2. Ihr schönstes/ traurigstes/aufregendstes/gefährlichstes Erlebnis bei einer Filmproduktion?
Neben all den schönen Erlebnissen mit Tieren haben mich die Dreharbeiten in Grönland für den französischen Kinofilm &Mac226;Nomaden der Lüfte’, an dem ich als einziger ausländischer Kameramann beteiligt war, am meisten fasziniert. 14 Tage lang mit einem Eskimo in einer Nussschale am Rande des Inlandeises zu sitzen und darauf zu warten, dass eine 70 m hohe Eiswand mit unglaublichem Getöse ins Meer donnert, wie Eisblöcke, die gleichzeitig unter Wasser abbrechen, 20 – 30 m aus dem Wasser schießen, das Meer zum Kochen bringen. Grandios, traumhaft. Übrigens 14 Tage für 2 Szenen im Film!

Gefährlichste Erlebnisse:
Uganda am frühen Morgen, Aufbau der Kamera für meinen Hippofilm. Plötzlich öffnet sich das Wasser, ein Riesenmaul mit 3 Tonen Hippo hintendran schießt auf mich zu /(der Bulle war unter der Wasseroberfläche angelaufen). Die beiden Parkwächter brüllen, laden noch ihre Kalaschnikows durch, doch für einen Schuß wäre keine Zeit mehr gewesen. Aber so unmittelbar wie der Bulle auftauchte, stoppt er direkt vor meinem Stativ und rennt wieder in den trüben See. Nichts passiert, doch 2 Schritte weiter und ... Hippos sind die gefährlichsten Tiere Afrikas!

Südafrika, Abenddämmerung, seit Stunden Ansitz in einem Hochstand, Dreharbeiten an Hippos und Krokodilen, bewegungsloses Sitzen, plötzlich im Augenwinkel eine leichte Bewegung! Einen Meter neben mir liegt in aller Ruhe, schön aufgerollt wie in einem Comic, eine 2,5 – 3 m lange Kobra. Sie hat mich ebenso wenig bemerkt wie ich sie, ist geräuschlos in den Hochstand gekrochen und macht es sich neben mir gemütlich. Was tun? Da auf den ersten Blick nicht auszuschließen, dass es sich um eine schwarze Mamba handelt, die angriffslustigste Schlange überhaupt, ziehe ich millimeterweise mein rechtes Bein zurück und bringe es nach und nach auf die Hinterseite des Stativs und weiter bis ins nahe Fenster ... Glück gehabt. Ein plötzliches Umstellen des Beins auf die Schlange hätte leicht tödlich enden können.

Traurigstes Erlebnis:
Traurige Erlebnisse sind meist immer gleicher Art: Das gleiche Gebiet nach Jahren wiederzusehen (auch wenn es Schutzgebiet ist), ist fast immer eine Riesenenttäuschung.
Immer wieder ist es auch die Wilderei, der grausam getötete Elefant oder die Giraffe mit der Schlinge um den Hals, die einen wütend und traurig stimmen.


3. Wie sind Sie zum Naturfilm gekommen?
Sechs Jahre Lehrer am Gymnasium waren genug. Das Wissen aus dem Studium Biologie/Geografie und das Interesse an Reisen und Fotografie ließen sich viel besser im Tierfilm umsetzen. Kurzerhand wurde gekündigt und Schritt für Schritt der Weg zum Tierfilmer verfolgt.


4. Wie sehen Sie die Zukunft des Naturfilms?
Denke, die Aussichten sind nicht sehr rosig, da auch die öffentlich-rechtlichen Sender nur auf Quotenfang sind, ihrem eigentlichen Bildungsauftrag weitgehend nicht mehr gerecht werden.

Wünsche mir, dass der Naturfilm wieder zurückfindet, weg vom Dreh am Set, vor allen Dingen weg vom Arbeiten mit trainierten/zahmen Tieren. Wenn bei einem Tierfilmfestival ein Beitrag gewinnt, bei dem einem Geparden die Kamera unter den Bauch gebunden wurde, dann sind für mich die Grenzen bei weitem überschritten.

Karlheinz Baumann
Kurt Beuret
Thoralf Grospitz
Jens Westphalen
Christian Roth
Jan Haft
Susanne Hoffmann
Andreas Kieling
Dr. Rudolf Lammers
Uwe Müller
Dr. Ernst Sasse
Klaus Scheurich
Annette Scheurich
Jürgen Stahf
Vera Stahf-Nurk
Malte Stoeck

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Dr. Ernst Sasse erhielt bei der NATURALE 1999 den Goldenen Auerhahn für „Großes Maul und viel dahinter – Flusspferde im Westen Ugandas“ (ZDF).