Was Naturfilmer
erleben...

Prof. Dr. Ernst Waldemar Bauer
Prof. Dr. Ernst Waldemar Bauer

1. Woran arbeiten Sie gerade?
Meine Frau Vera Stahf-Nurk und ich arbeiten zur Zeit an drei Folgen über Siebenschläfer für die „Sendung mit der Maus.“


2. Ihr schönstes/ traurigstes/aufregendstes/gefährlichstes Erlebnis bei einer Filmproduktion?
Wir haben seit 1980 etwa 20 heimische Tierarten für die Sendung mit der Maus portraitiert. Eine Zeit voller spannender Begegnungen. In Südafrika haben uns Nashörner angegriffen als wir Störche in ihren Winterstandorten filmen wollten. In Eekholt zupfte mir eine Dohle den Film aus der Kamera. In der Lüneburger Heide kalbte eine Damhirschkuh nur wenige Meter von der Kamera entfernt. Ein Fischotterweibchen präsentierte uns, auf unser Zureden hin, seine Jungen direkt vor der Kamera. Ein junges Wildschwein riss mir beim Filmumlegen aus Schabernak den Wechselsack weg. Die schönste Erfahrung beim Filmen ist der Gewinn an Zutrauen der Tiere nach Überwindung der ersten Scheu. Je länger wir mit den Tieren zusammen waren, je besser lernten wir uns zu verständigen, ja wir konnten mit den Tieren reden, dabei waren unsere Worte für sie nur beruhigende Laute, unser Anliegen bekamen sie offenbar über andere Sensoren mit. Immer wieder verblüffend sind die von uns beobachteten Sozialverhalten. Wir beide empfinden gegenüber der Tierwelt sehr viel Hochachtung.


3. Wie sind Sie zum Naturfilm gekommen?
1949  machte ich als Mitglied einer Schüler- AG und Hobbyfotograf am Ostufer der Müritz Bestandsaufnahmen seltener Vogelarten. Die Überlegung, dort Filme zu drehen, brachte mich zur DEFA nach Babelsberg und so in den Beruf des Kameramannes und TV Journalisten.


4. Wie sehen Sie die Zukunft des Naturfilms?
Zur Zeit steht es bei uns nicht gut um den Tierfilm. Trotz internationaler Erfolge deutscher Tierfilmer fahren die Sendeanstalten diese hochwertigen Dokumentationen  zurück. Vielleicht, weil sich andere Interessengruppen besser profilieren wollen, vielleicht auch , weil harte Actionfilme, sog. Knüller, das durch die Medien überforderte Publikum eher in den Bann zieht, als die subtilen Beobachtungen der Vorgänge in der Natur.Die verantwortlichen  Redakteure sollten mehr auf Programmqualität, als auf Quoten achten, auch wenn perfektionierte Technik in Dolby Surround oder Computeranimation mit heißen Stands bei Spielfilmen die sinnlichen Wahrnehmungswelten des Zuschauers  scheinbar mehr anregen, als die handwerklich vorgeführten, häufig aber einzigartigen Beobachtungen der Tierfilmer. Vielleicht sollten manche Tierfilmer versuchen , die Bildfolgen szenisch noch erlebnisnäher zu gestalten , um so auch die tatsächlich spannenden Momente ihrer Arbeit, ebenso wie auch die Abläufe und Zusammenhänge in der Natur wirkungsvoller umzusetzen. Wichtig erscheint auch die Darstellung der Beziehung Mensch-Natur-Tier in der Vergangenheit und Gegenwart. Der dramatische Artenschwund heute verpflichtet uns geradezu auf die Fragwürdigkeit eines ungebremsten Wachstums zu verweisen. Je eindrucksvoller die Geschehnisse in der Natur vermittelt werden, je überzeugender sprechen sie den Zuschauer an.

Karlheinz Baumann
Kurt Beuret
Thoralf Grospitz
Jens Westphalen
Christian Roth
Jan Haft
Susanne Hoffmann
Andreas Kieling
Dr. Rudolf Lammers
Uwe Müller
Dr. Ernst Sasse
Klaus Scheurich
Annette Scheurich
Jürgen Stahf
Vera Stahf-Nurk
Malte Stoeck

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Jürgen Stahf und seine Frau Vera Stahf-Nurk errangen bei der NATURALE 1996 die Goldmedaille für die WDR-Produktion „Agathe, die Waldameise und der Ameisenlöwe“